Josef Pillhofer.

Zeichnungen und Skulpturen der 50er + 60er Jahre aus Anlass des 90. Geburtstags
02.02.2011 bis 12.03.2011


Zur Eröffnung spricht Werner Würtinger.

Es war das Gestalten in kubistischen Formen und Verbindungen, das damals in Paris dem zugeführt wurde, was Pillhofer zuvor von Wotruba in Wien beigebracht worden war. Cézannes Vereinfachung der gegenständlichen Erscheinung zufolge Kugel, Kegel und Sphäre, wie sie sodann von einer nächsten Generation beim Wort genommen, forciert und weiter ausgebaut worden ist, findet in den 1950/51 entstandenen Zeichnungen Pillhofers ein spätes, aber konsequentes und reifes Echo. Es ist ein Gestalten, welches sich die Naturformen gefügig macht, indem sie diese einer strengen Bildordnung unterwirft, Figürliches beinahe architektonisch verkörpert. Thema (und gestalterische Anlaß) ist so gut wie immer die (weibliche) Akt-Figur, die beim Zeichnen vor dem Modell in den fürs Akt-Zeichnen üblichen Posen dargestellt erscheint. Die damals in Paris entstandene Bronze der „Radfahrerin“ rückt das alles schließlich ins geradezu Prozessuale: Statuarisches wird in Bewegung gezeigt, Bewegung dreidimensional wahrgenommen und rundum verschränkt. Die Grundsätze, die Pillhofer bei Wotruba vermittelt worden waren, (der beileibe kein lupenreiner Kubist gewesen ist, sondern, wie zum Beispiel Zadkine meinte, eine Art neukünstlerische Archäologie betrieb), wurden 1950/51 von Pillhofer mit den Lösungen der Paris Kubisten zu einer persönlichen und in den Ergebnissen höchst beeindruckenden Synthese zusammengeführt. Pillhofer hat diese seine Synthese in beinah einem halben Jahrhundert ausgebaut und für seine Arbeit fruchtbar werden lassen. Diese Auseinandersetzung eines vom Kubismus her entscheidend angeregten Nichtkubisten mit dem Kubistischen hat in seinem Werk indessen bis heute nicht aufgehört. (Dr. Otto Breicha)



„Meine ersten abstrakten Skulpturen entstanden noch im Atelier von Zadkine. Sie waren ganz gegen seine Vorstellungen gerichtet. Am Ende meines Parisaufenthaltes hatte ich eine Ausstellung in der Galerie Silvagni am Quai Voltaire. Laurens, den ich dazu einlud, aber auch Paul Celan, mit dem ich befreundet war, sahen und schätzten meine Arbeiten. Durch Paul Celan lernte ich auch andere Künstler kennen. Ich besuchte Giglioli, in dessen Atelier ich Poliakoff kennenlernte. Ingeborg Bachmann war zu dieser Zeit in Paris. Laurens hat uns gelehrt, daß gewisse Hypertrophien des Plastischen zu neuen Wesen führen. Rhythmische Frauenfiguren, wenn sie outriert dargestellt werden, werden zu Sirenen, die Beine zu Flossen, der Oberkörper zu dem einer Nymphe. Wotruba kam nach Paris. Wir besuchten gemeinsam den Louvre. Ich erlebte seine ängstliche Begeisterung angesichts der französischen Kunst. Er bewunderte und verehrte Degas zum Beispiel und spürte den hohen Grad der bildnerischen Sensibilität dieses Franzosen. Für mich standen und stehen die menschliche Sinnbezogenheit mit der natürlichen Erscheinung im Medium der Skulptur nicht im Widerspruch zu einem glaubhaften zeitgenössischen Anliegen. So auch noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, allerdings in offener Wahrnehmung und mit den Erfahrungen der Moderne. Vor allem das, was mir Paris dazu vermittelte, bildete nach meiner Rückkehr in Wien die Grundlage und Ausgangssituation für alles Weitere.“ (Josef Pillhofer, 1993)