Walter Moroder.

Holzskulpturen
02.04.2008 bis 30.04.2008


 

Den Südtiroler Bildhauer Walter Moroder habe ich über Bruno Gironcoli kennengelernt, der ihn mir und seinem Frankfurter Galeristen, ich glaube auch Frau Chobot, nachdrücklich und mehrmals empfohlen hatte. Er hatte mich anfangs befremdet, dieser Enthusiasmus für eine Welt, die so ganz anders war, als die der Wiener Existentialisten und Visionäre, aber ich entdeckte nachgerade doch Anknüpfungspunkte vor allem in der Herkunft im Handwerklichen, bei Gironcoli das Goldschmiedehandwerk, bei Moroder die traditionelle Schnitzkunst des Grödentals, von der er sich freigemacht hat wie einige andere Bildhauer, die, so verschieden sie sind, die Walpoths, Senoners, Anvidalfarëis oder Demetz, heute einen interessanten Beitrag zur figurativen Skulptur bilden. Im Falle von Moroder, der einer Schnitzerfamilie entstammt, ist man gut beraten, über diese Herkunft weit hinauszugehen, wiewohl wir sie nicht ganz vergessen sollten.

Als ich mit Moroder in Berührung kam, kannte ich einen Kollegen, der am anderen Ende der Welt tätig war, den ich nach Deutschland brachte, den Japaner Katsura Funakoshi , auch er übrigens, wie er mir erzählte, Nachkomme einer Bildhauerdynastie, sein Vater war Tempelbildhauer in Kyoto, auch er ein Portraitist zeitgenössischer Figuren in Holz, die Augen eingelegt wie bei Moroder. Vielleicht hat bereits der Vergleich des Vorbilds Funakoshi Moroder Mut gemacht, seine Figuren, nach innengekehrte (vor allem) Frauendarstellungen – die Männer sind in der Minderzahl – zu schaffen. Aufsehen erregte der Bildhauer mit einer Schwangeren, ikonographisch etwas Eigenwilliges als Mutterdarstellung – Akte und Männer sind in der Minderzahl. Die Mehrzahl der Figuren sind schlanke polychrome Gestalten – die Oberfläche der Haut oder Kleidung wird bearbeitet mit Paraffin oder einem Holzleimgemisch, die Figur ist nicht aus einem Stück Zirbelholz, verfügbares Material, welches in Teilen zur Figur verbunden wird. Die Struktur der Bearbeitung bleibt sichtbar, wird nicht geglättet wie bei anderen Bildhauern, etwa bei Aaron Demetz.

Moroders Frauen sind einem Typ verpflichtet, sie wirken jungfraulich bis damenhaft, sind in ihrer Körpersprache unaufgeregt, verinnerlicht, die Hände meist angelegt, das Kolorit ist kalkig. Wollte man, was in der Skulptur des Südtirolers durchaus zulässig ist, eine Querverbindung in die Geschichte der Skulptur des Landes anstellen, fällt einem die frühe Gotik ein, deren Frauentypen und Körpersprache.

Moroder stellt die Figuren – sie sind, sehen wir von den Kleinfiguren ab – lebensgroß, so in den Raum, daß sie wortlos kommunizierende Gruppen bilden, wie hier eine Szene, die man sich vorstellen kann, ein archetypischer Moment des Schweigens, der Wortlosigkeit. Die Figuren begegnen uns gleich auf gleich.

Räumlich getrennt sind die Zeichnungen, die letztlich ganz anders sind, Studien des Körpers freilich mit verschiedenen Haltungen und auch experimentell in der unterschiedlichen ästhetischen Strategie, Lockerungsübungen, immer aber am Körper bleibend, der Moroders Thema ist.

In gewissem Sinne sind seine Figuren, männlich wie weiblich, Selbstportraits oder auch Darstellungen derer, die ihm nahestehen. Heute, wo er sowie seine Frau unter uns weilen, sind Sie zum Vergleich eingeladen.