Henri Michaux

1899–1984 (B) Ölbilder, Zeichnungen, Aquarelle, Gouachen
09.06.2006 bis 14.07.2006



Henri Michaux , 1899 in Namur, Belgien geboren und 1984 in Paris gestorben, wo er seit 1924 lebte, gehört zu den wenigen Maler-Dichtern des 20. Jahrhunderts, die sowohl in der Literatur wie in der bildenden Kunst ein herausragendes und eigenständiges Werk geschaffen haben. „Ich male wie ich schreibe“, sagte er 1959 von sich selbst. Zeit seines Lebens liefen Wort-und Bildproduktion parallel, auf der Suche nach der Sichtbarmachung der Innenwelt, des „l‘éspace du dedans“. Mit taches und alphabets, amorphe Flecken und abstrakte Schriftzeichen aus den Jahren 1925-27, wurde er zum Pionier des Tachismus. 1954-1959 fanden unter medizinischer Aufsicht seine Experimente mit der psychoaktiven Substanz Meskalin statt. Sie dienten der Erforschung und Erweiterung der Grenzen der Wahrnehmung und des Bewusstseins. D.h. Reorientierung, die Erfahrung der Elastizität von Raum und Zeit sowie der Uneindeutigkeit der Formen und Zeichen.

Francis Bacon über Henri Michaux:
(Interview für die BBC, London. Aus dem Katalog der Kestner Gesellschaft 1972)

David Sylvester: Kürzlich haben Sie ein Bild gekauft, das mehr oder weniger abstrakt ist, von Henri Michaux. Warum haben Sie es gekauft.?

Francis Bacon: Erstens halte ich es nicht für abstrakt. Ich glaube, Michaux ist ein sehr, sehr intelligenter und bewußt arbeitender Mann, der sich genau über die Situation, in der er sich befand, im klaren war. Und ich glaube, daß er die beste tachistische Malerei geliefert hat, die gemacht worden ist. Ich glaube, daß er darin viel besser ist als Jackson Pollock.

David Sylvester: Können Sie begründen, wieso Sie das Gefühl haben, Michaux sei besser?

Francis Bacon: Ich habe es, weil seine Arbeit sachlicher ist. Sie suggeriert viel mehr. Weil letztlich dieses Bild - und die meisten seiner Bilder - versucht, auf Umwege zu einer neuen Definition des Menschenbildes zu gelangen durch eine Zeichensprache, die vollkommen jenseits jeglicher Illustration liegt, die einen aber immer zurückführt zur Darstellung von Menschen. Sie machen den Eindruck, als schleppten sie sich vorwärts, trotteten mühsam dahin über tiefdurchfurchte Felder oder etwas Ähnliches. Aber in jedem Fall zeigen die Bilder solche Figuren, die sich bewegen, die stürzen usw.

Ausstellungen u.a. Biennale Venedig, Palais des Beaux-Arts/ Brüssel, Kestner Gesellschaft/Hannover, Fondation Maeght/St.Paul-de-Vence, Museum des 20. Jahrhunderts/Wien, Kulturhaus der Stadt Graz, Musée National d´Art Moderne - Centre Pompidou/Paris, Guggenheim Museum in New York , Seibu Museum/Tokio, Neue Galerie/Graz, Bibliothéque nationale de France/Paris.