Manfred Chobot

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05.11.2005 bis 12.11.2005



...Manfred Chobot, Jahrgang 1947, war einer von Österreichs hoffnungsvollsten Leistungsschwimmern und ist heute einer der beständigsten Mehrkampf-Autoren des Landes...
Dieser Text von Karl-Markus Gauß aus seinem für die Neue Züricher Zeitung geschriebenen Artikel amüsiert und informiert – der gesellige Autor, gegen zeitgeistliche Trends Zigarren rauchend und Rotwein trinkend, war einst ein einsam trainierender Sportler? Damals, als Österreich im Schwimmsport Jahrzehnte von Europameisterschafts- und Olympiamedaillen entfernt war, zog Chobot, gezwungen und notgedrungen Frühaufsteher, in Wiens Hallenbädern seine Trainingslängen und dichtete gedanklich gegen die Monotonie des Trainings an: Während sich der Körper abrackerte, verfolgten die Gedanken eigene Wege. Im Bassin auf und ab keuchend, kotzte mein Hirn verwegene Reime aus: Wasser-Dichtung... – nachzulesen im „Ertrunkenen Fisch“.1
Geboren und aufgewachsen in Wien, Besuch des Gymnasiums, verbrachte Chobot die Freizeit mit Schwimmsporttraining und Wettkämpfen und begann mit dem Studium der Kulturtechnik an der Universität für Bodenkultur in Wien, und zwar Kultur im Sinne von Agrikultur: Landschaft verbauen und Wasser regeln. Doch der vorgezeichnete Weg des jungen Mannes, sich zum beamteten Kulturtechniker zu entwickeln, wurde nachhaltig von Kunst und Kultur durchkreuzt. Literatur hatte es ihm schon im Gymnasium angetan – ebenso die Musik der Zeit. Damals, als Amerika noch ein erstrebenswertes Ziel und Woodstock noch kein Mythos war, wirkten Gedichte und Texte der Beat Poets Ginsberg, Kerouac, Ferlinghetti und Burroughs ... und Bob Dylan als Initialzünder. Der dichtende Delphinschwimmer entdeckte eine Welt, die ihn faszinierte, inspirierte und gefangen nahm. Mit Hilfe einer Rippenfellentzündung stieg er endgültig aus dem Wasser und fing zu schreiben an. „sportgedichte“ Jedoch auch in seiner Brust leben zwei Seelen. Er ist weltoffen, großzügig und neugierig – andererseits einer, der sich in seinen vier Wänden am wohlsten fühlt. Spontaneität gehört nicht zu seinen hervorstechenden Eigenschaften, alles will geplant und geordnet sein. Er ist ein reisefreudiger Stubenhocker. Als er nach Jahren wieder den Wassersport für sich entdeckt – diesmal das Surfen –, wird Hawaii zum Winterquartier. Er richtet sich häuslich ein und auch hier wird der Genaue (man könnte auch Pedantische sagen) zum „Inventarisator“, erforscht und will alles genau wissen – nachzulesen in den Hawaii-Mythen5 und Reisegeschichten6.

Chobot ist ein Reisender, der Erlebtes und Gesehenes auch mit der Kamera festhält. Er ist ein fast manischer Sammler von Büchern, Videos, Tonaufnahmen, Fotos und Geschichten. Die kleinen Dinge amüsieren ihn. BildGedichte nennt er sie. Absurditäten des Alltags, aufgespürt auf seinen Wegen, egal ob in China, Hawaii, Südamerika oder in einer Wiener Gasse. Aufgesammelt und eingeordnet, oder zu Papier gebracht. Jedes Bild und jedes Gedicht erzählt seine Geschichte.
Textausschnitte von Helga Cmelka