Alfred Haberpointner - Skulpturen

Skulpturen
02.05.2000 bis 03.06.2000


 

Überlegungen zum Werk Alfred Haberpointners:

Haberpointners künstlerisches Material ist das Holz. Zum Einen handelt es sich um konzentrierte, dichte Kernformen, zum Anderen um lagernde, oft aus mehreren Teilen aufgebauten Quadern und zuletzt um verhältnismäßig dünne Tafeln, die vor die wand gestellt werden. Die ovalen oder runden, kugelförmigen Körper wie die abgeschnittenen Stümpfe ordnet er zu Familien, Gruppen miteinander ästhetisch kommunizierender teile; manche Wände bestehen aus mehreren, aneinandergereihten Elementen.
Haberpointner entkleidet das Holz, die Rinde wird entfernt, ehe er ihm mit unterschiedlichsten Instrumenten zu Leibe rückt, mit Hacken und Sägen, Hämmern und Bohren aber auch mit glühenden Stiften und
Brenneisen. Wer die Terminologie dieser letzten Sätze aufmerksam liest, dem wird in der folge ein Begriff wie Folter und Schändung nicht fremd erscheinen.
Es geht bei Haberpointner nicht um eine Naturidylle oder eine romantische Sicht auf die Natur. Holz ist ein natürlicher Körper, dem der Künstler in einem Prozess zusetzt, dessen Oberfläche er verändert, schindet zerstört und zu einer neuen Ordnung überführt. Dies geschieht nicht als Ritual der Abreaktion, sondern ruhigen Blutes, denn die Spannung bei diesen Arbeiten besteht in der Dialektik von Form und Prozess.

Nicht zuletzt auf Grund des Materials und der Wirkung des Lichts, welches durch die von Hackespuren, Sägefurchen, durch stumpfe Schläge eingedellten und strukturierten Oberflächen geleitet wird, erscheinen uns die Arbeiten in einem romantischen Kontext. Objekte die auch von der Natur selbst geformt hätten sein können, wie Flußsteine oder Aststrünke, die vom Wasser behandelt wurden, in langen Zeitperioden, Objekte die wieder in die Natur zurücksinken könnten. Aber Haberpointner ist nicht Arp oder Brankusi die das Holz bis zur Verleugnung des Materials poliert hatten und Kernformen schufen, die die Konzentration von Natur darstellten, sondern diesem Künstler geht es um die schöne Verletzung, die Zerstörung als einem ebenfalls in der zeit sich vollziehenden Prozess. Aufschlußreich war seine Erzählung eines Falles in Amerika, wo zwei Halbwüchsige ein Kleinkind hinter sich her zu Tode schleiften, von der mir der Künstler berichtete.

Trotz der Regelmäßigkeit der Struktur, etwa der eingebrannten Nagellöcher, haben die Werke den Beigeschmack der Schändung und Folter, sind Metaphern auch für Störung und Zerstörung.
An dieser Stelle muß bemerkt werden, daß die Arbeiten nie unter eine bestimmte Größe absinken. Die Gegenwart, die sie besitzen ist auch von ihrer Größe, ihrer Eigenschaft, einen Raum zu besetzen, abhängig.
Antropomorphes ist nicht intendiert. Die Kugelform deutet nicht auf den Kopf, die Stümpfe nicht auf den Rumpf hin. Es sind allgemeine Formen, unterschiedliche Massen oder Flächen. Bei den Flächen interessiert er sich für die Kontraste zwischen der geometrischen Struktur der sich kreuzenden Furchen und die gewachsene Struktur des Holzes in die diese Linien geschnitten wurden. Hier wie auch in anderen Werken ist es die Dialektik der Strukturen, die ihn fasziniert. Es wäre falsch Haberpointners Werk aus einer formalen strukturellen Perspektive alleine wahrzunehmen. Die Verletzungen schaffen eine Struktur, sind die Folge eines Prozesses, der auch immer als solcher gelesen wird und dessen Inhaltlichkeit wir geklärt haben es ist gerade die Tatsache, daß man sein Werk auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig wahrnimmt, was seine Qualität ausmacht. Dies gilt auch für die Farbigkeit sei es die des Naturholzes oder eines kräftigen Rot (Blut) aschigem Weiß (Todesstarre) oder Schwarz (Verbrennung) die abstrakt wahrgenommen werden kann jedoch auch im Hinblick auf eine zu Grunde liegenden Semantik darauf bezogen werden darf.

Text von Peter Weiermair aus dem Katalog: Alfred Haberpointner Bilder Skulpturen 1999