Arch. Johann Georg Gsteu

Skulpturen
08.06.2011 bis 31.08.2011


Zur Ausstellung spricht Dr. Alfred Weidinger.
Der Künstler wird bei der Eröffnung
in der Galerie anwesend sein.

Die Galerie bleibt zwischen 16. Juli und
15. August geschlossen.

Architektur sichtbar und spürbar machen

Innovativ durchdachte Architektur, die mittels konsequenter Verarbeitung spezifischer Materialien zur Form gelangt. Johann Georg Gsteu, Wiener Architekt mit Tiroler Wurzeln, folgt diesem Credo seit über einem halben Jahrhundert. Er gehört, obwohl kein „Viel-Bauer“, zu den zentralen Figuren der österreichischen Architektur der Zweiten Republik.

Ausdauer, Beharrlichkeit, Überzeugungskraft und nicht zuletzt Durchhaltevermögen, diese charakteristischen Eigenschaften, die seine Position als freischaffenden Architekten sicherten, formten sich in Kindheit und Jugend an diversen Lebensstationen, zu denen unter anderem Innsbruck, Amras, Bad Ischl, Hallstatt oder Berlin gehörten. Drei Kriegsjahre verbrachte Gsteu als Schüler an der Holzfachschule Hallstatt. Diese künstlerisch-plastische Periode legte einen Grundstein für seine spätere Bauauffassung und sein außergewöhnliches Interesse an Figuralem. Nach Kriegsende und Heimkehr aus der Gefangenschaft beschloss Gsteu, die Ausbildung in Hallstatt nicht abzuschließen, um sich – gemäß einer Familientradition – im Baubereich ausbilden zu lassen. An der Staatsgewerbeschule in Salzburg, Abteilung Hochbau, studierten im gleichen Jahrgang Friedrich Achleitner, Wilhelm Holzbauer und Friedrich Kurrent.

1950–53 studierte er mit den genannten Kollegen an der Akademie der Bildenden Künste Wien,  Meisterschule für Architektur bei Clemens Holzmeister.
Nach dem Studium wurde er freischaffender Architekt, bis 1958 in einer Bürogemeinschaft mit Friedrich Achleitner. Die Arbeitsgemeinschaft Achleitner/Gsteu zählte 1956 neben der Arbeitsgruppe 4 in Wien zur führenden Architekturavantgarde.

Als frühes Hauptwerk Gsteus gilt das 1963–1965 erbaute Oberbaumgartner Seelsorgezentrum und in den 1960er Jahren entstand in St. Margarethen, Burgenland, das Bildhauerhaus für das Symposium Europäischer Bildhauer. Bis heute ist Gsteu für das Bildhauersymposium St. Margarethen als Vorstandsmitglied tätig. 1968 erhielt er den Staatspreis für Architektur, 1976 folgte der Architekturpreis der Stadt Wien.
Von 1980–1992 unterrichtete er Architektur und Design an der Gesamthochschule Kassel.

Gsteu postulierte immer wieder ein proportionales Verhältnis zwischen Funktion, Form und Inhalt. Ein elementarer Gedanke, der ihn seit 2007 veranlasste, aus vorgefertigten Quadrat-Profilen, Plastiken zu entwickeln. Die Herausforderung war, ein Material einzusetzen, das normalerweise im Stahlhochbau als Stützen für Hallenbauten Verwendung findet. Um den Kopf darzustellen, sind die Quadrat-Profile der Voest ein vorgegebenes Maß – die übrigen Körperteile sind nach Leonardos Körpermaßen gegliedert. Anfangs waren die Skulpturen weiblich oder männlich determiniert, inzwischen sind sie geschlechtsneutral. Ein wesentliches Moment der Plastiken ist, dass man ins Innere der Körper blicken kann, in den Kopf, in den Bauch, wodurch eine Transparenz entsteht, die bei Plastiken in der Regel nicht gegeben ist.