Behruz Heschmat




Heschmat wurde 1953 in Tabriz (Iran) geboren und lebt und arbeitet seit 1975 in Österreich. Er floh aus seiner Heimat und wählte Österreich zu seinem Exil. 1976 wurde er Student an der Akademie für Angewandte Kunst in Wien, schließlich Assistent von Professor Wander Bertoni. Heschmats Werk drückt existentielle Spannungen aus zwischen Ideologien und theologischen Vorurteilen und widerspiegelt die sozio-politische Realität der Gegenwart. All dies artikuliert sich in räumlichen Bedingungen sowohl in einem literarischen als auch in einem abstrakten Sinn.

Das Haus als ein Gefäß von Informationen 
Vor einiger Zeit erweckte die Zeichnung eines Pfeils meine Aufmerksamkeit. Anstatt einer einfachen Linie mit Spitzen, die in dieselbe Richtung weisen, hatte dieses schematische Symbol, entstanden im vorspanischen Mexiko, ein leeres Quadrat in der Mitte. Dieser Pfeil war kein gewöhnliches Zeichen, um eine Bewegung oder eine Richtung anzuzeigen, sondern konnte interpretiert werden als eine Möglichkeit der Kommunikation, indem der Pfeil eine Mitteilung des Bogenschützen transportiert.

Die Grundform der Häuser, die der Bildhauer Behrouz Heshmat entwirft, ist ein einfaches dreidimensionales geometrisches Modell. Durch das Wiedererkennen der Darstellung und den Gebrauch wird von allen Objekten der Serie betont, dass das Haus in diesem Fall eine eindeutige symbolische Rolle spielt. Von Menschen gemachte Häuser sind in erster Linie stabil und von dauerhaftem Gefüge, durch ihre Wände und Dächer suggerieren sie ein Gefühl der Sicherheit. Oftmals entwickeln ihre Bewohner emotionale Bindungen zu ihnen. Das Gefühl des Besitzes wirkt in beide Richtungen – Häuser gehören den Menschen und sie gehören zu dem Haus. Sobald sie ein Haus verlassen, bleibt die Option einer möglichen Rückkehr. Jedoch sind Häuser mehr als bloß die romantische Erinnerung an ein Zuhause. Dies bedeutet, dass es Generationen überdauert und somit Botschaften enthält, die sich durch die Zeiten bewegen und dadurch eine Verbindung zwischen der Vergangenheit und der Zukunft herstellen. Abgesehen von der Weitergabe praktischen Wissens von einer Generation zur nächsten sind Häuser eine Metapher, wie Lutz Becker in einem Text über Heschmat feststellte.

Heschmats Baumhäuser versetzen den Betrachter in eine eigentümliche Position. Die Häuser unterscheiden sich voneinander durch individuelle Geschichten, die sie erzählen, und Geheimnisse, die sie hüten, und sie befinden sich über der Augenhöhe. Von oben herab erleuchten sie die Umgebung wie das Feuer eines Leuchtturms und können von der Ferne aus gesehen werden. Bäume und Äste sind für sie wie Fundamente oder Adern. Indem diese nach unten hin enger werden, erinnern sie an die Form des Stundenglases, unsichtbare Wurzeln setzen sich im Untergrund fest – in das Unbewusste.
Text Vasja Nagy, Übersetzung aus dem Englischen Manfred Chobot